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Portraits

SIGRID WOBST - "Homobilés"

SEHEN FRAGEN SUCHEN REFLEKTIEREN ERKENNEN

Immer nach dem gleichen Prinzip Wandel und doch ständige Wiederholung: Ein Grundmuster des Menschen.

Die Entwicklung des "körperlichen Wesen Mensch" zum Menschen mit all seinen Fähigkeiten, also dem Erreichen des "Imago" (Endstadium nach Abschluss der Wachstumsphase) wird von jedem Menschen in seiner Suche nach Erkenntnis angestrebt. Inwieweit es bei jedem einzelnen gelingt, bleibt offen.

Ich möchte behaupten: Uns bleibt das Streben, nicht das Erreichen.

Für mich ging diese Erkenntnis einher mit der Frage: Welche künstlerische Form verbildlicht mein Erkennen? Da ich mich selbst - wenn auch einmalig - so doch als Fortsetzung und Glied in der "Geschlechterkette Mensch" begreife, lag es nahe, sich an den Symbolen, Mythen und Erkenntnissen der Vorfahren zu orientieren.

Dass es Bilder, Werte, Muster in uns gibt, derer wir uns nicht bewusst sind, um uns doch unbewusst durch sie bestimmen und beeinflussen zu lassen, die sogenannten archetypischen Grundmuster, das hat C.G. Jung bereits erforscht und nachgewiesen.

Ich zeige in diesen Arbeiten verschiedene Facetten und Stadien der Entwicklung anthropomorher Wesen, z.T mit Symbolen wie sie in früheren Jahrtausenden benutzt wurden, aber auch weiterentwickelte Formen.

Ich hatte das Bedürfnis, die Bilder „von der Wand zu lösen", ihnen mehr Frei-Raum zur Entfaltung zu geben. Doch die Bewegung besteht nur im „Drehen um sich selbst", was genau meine Einsicht verbildlicht, dass jeder Mensch nur die Illusion von Freiheit und Fortbewegung hat. Außerdem nimmt diese Bewegung das Symbol des Kreises auf = Anfang ohne Ende = Ewigkeit, was gleichzeitig den Gesamtfluss der Ent-Wicklung für mich symbolisiert.

Lebensgroß schweben die Gestalten im Raum, knapp über dem Boden. Werden somit zum echten Gegenüber.

Manche Figuren haben ihr „Gesicht verloren", es wird durch einen Spiegel (Symbol. der Vergänglichkeit) ersetzt. Erkannt-werden und das Erkennen geschieht durch Re-flexion. ..

Es sind oft nur Bruchteile von Sekunden, in denen Übereinstimmung, Ganzheit wahrgenommen wird. Indem sich das Gesicht des betrachtenden Menschen im Spiegelgesicht zeigt, findet eine Verschmelzung von Künstlichem und Wirklichem statt. Eigenes Sein und Vergehen eines jeden Menschen.

Mir war die Vielfältigkeit der Deutung wichtig. „Ge-wahr-werden" von Zusammenhängen geschieht nur in Augenblicken. Eine weitere bedeutungsvolle Facette ist der Umriss der Figuren. Diese stark reduzierte Form, die körperliches Volumen als auch Inhalte ahnen lässt, Interpretationsmöglichkeiten vorgeben kann und doch auch offen lässt...

Gesalbte? Mumien, die auf ihre Auferstehung warten? Göttinnen und Götter, Götzenbilder? Verletzte, die heilend in Binden gewickelt sind? Verschnürte, Geknebelte? Wickelkinder gar? Ich nenne sie „Homobilés“, im amerikanischen gibt es den Begriff „cocooning“. In allen Möglichkeiten steckt die Ent-Wicklung, der Prozess des Wandels, Werdens und des Vergehens - Metamorphose.


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